Hier findet man Auszüge aus der Festschrift 1000 Jahre Ohsen *)

Die Dörfer des Amtes Ohsen waren links der Weser Stöcken oberhalb des Dorfes Emmern, Kirchohsen sowie rechts der Weser Nordohsen und Frolevsen, beide nördlich des Bückeberges. 1409 kam Tündern hinzu, später Völkerhausen und das aus dem wüst gewordenen Nort-ohsen entstandene Hagenohsen, später auch Esperde und Bessinghausen. Letztere gingen aber zum Amt Grohnde.

Nach dem Wüstewerden von Stöcken, Nordohsen und Frolevsen gehörten seit Mitte des 16. Jahrhunderts zum Amt Ohsen die Dörfer Emmern, Tündern, Kirchohsen, Hagenohsen und Völkerhausen. Von diesen Dörfern sind urkundlich erwähnt:

Stöcken um 800, Tündern 1004, Ohsen 1004, Nordohsen 1197, Frolevsen 1313, Emmern 1337, Hagenohsen 1416 und Völkerhausen 1533. Die Dorfgründungen können aber auch älter sein.

Mit dem Begriff Wüstungen bezeichnet man untergegangene oder aufgegebene Siedlungen und Wohnplätze. Schlechte Bedingungen für Ackerbau und Wege 1 Wald- und Bruchgebieten zwangen Siedler zur Aufgabe Oft waren Missernten und Seuchen schuld. Doch trotz vieler Rückschläge ging die Entwicklung unsere Heimat weiter.

Wahrscheinlich im gleichen Zeitraum mit der Burg Ohsen entstand auch die Petri-Kirche. Da hierüber keine konkreten Daten vorhanden sind, orientiere wir uns an Stilmerkmalen des Langhauses und kommen zu der Annahme, dass dieses spätestens u 1300 in der heutigen Form errichtet wurde, wahrscheinlich aber älter ist. Der Turm trägt die Jahreszahl 1581 und ist der Nachfolger seines wohl baufällig gewordenen Vorgängers. Hilmar von Amelunxen, Drost auf der Burg zu Ohsen, hat der damaligen Kirchengemeinde das Geld für den Neubau gegeben. Die Burg Ohsen ist wohl um 1200 erbaut. Die Gebäude der Hauptburg lehnen sich an den großen Turm, der kleine in der Vorburg liegende Turm diente der Sicherung des Weserübergangs nach Westen. Der kleine Turm „das schwarze Laster‘ ist in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts erbaut worden. Der Turm diente im 16. bis 18. Jahrhundert als Gefängnis.

Manche Häftlinge haben das Jahr ihrer Haft z.B. 1639, 1643, 1683 oder ihre Namen in die Wände gekratzt.

Auf einer Tafel an der festen Bohlentür steht die Inschrift:,, Verabscheue das schwarze Laster“. Die Inschrift rührt wohl daher, dass 1583 mehrere der Zauberei, eben des schwarzen Lasters, beschuldigte Frauen aus Tündern vor ihrem Feuertod dort eingesperrt waren.

Tündern war 1583 der Schauplatz eines an das finsterste Mittelalter erinnernden Hexenprozesses.

Am 3. Oktober reichten die Bauermeister des Amtes Ohsen bei dem Drost eine schriftliche Anzeige wegen Zauberei gegen die Frauen des Meiers Cord Walterberg und des Heinrich Siever, beide aus Tündern, ein. Der Drost Hilmar von Amelunxen ließ die beiden Frauen ins Gefängnis werfen und vor das peinliche Halsgericht stellen. Unter den 6 Anklagepunkten waren die Vorwürfe, die Walterberg habe den Jungen des Johann Ploeger und des Johann Wulf vergiftete Äpfel gegeben, habe dem Nachbar Ploeger 5 Kühe und 4 Pferde und einem anderen Bauern die Kühe verhext usw. In der Tortur gab die Walterberg alles zu wonach sie gefragt wurde und bezeichnete die Frauen des Kötner Schüttmann und Flentke als Mitzauberinnen.

Bereits am 29. Oktober wurden die Frauen Schüttmann und Walterberg verbrannt. Die Frau Flentke bekannte nichts und wurde entlassen. Dem Aberglauben an die Hexerei waren auch die am Prozess beteiligten Pastoren Visch in Tündern, Bödeker in Ohsen, Kesten in Hilligsfeld und Henne in Klein Berkel verfallen

Im Jahre 1656 wurde gegen den Kötner Bartold Harden in Kirchohsen Anklage wegen Zauberei erhoben. Da er selbst in der Tortur nichts gestand wurde er nur verurteilt Haus und Hof zu räumen und das Land zu verlassen. Da der unglückliche Mann wiederholt zu seinem Hof zurückkehrte, wusste man keine andere Abhilfe, als ihn zu enthaupten.

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*) Initiator der Festschrift: Wolfgang Jürgens, Bilder und Beiträge stellten August Brandau, Klaus Kuhrmeyer und Gerd von Daacke zur Verfügung.

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