Pilgern auf den Spuren der Hugenotten

 Nach der Andacht in unserer Petrikirche geht es mit dem Bus nach Schönhagen zur Martin-Luther-Kirche. Dort erwarten uns Pastor Schiller und Frau Ahlborn vom Kirchenvorstand. Sie erzählen von dem Kirchengebäude und berichten vom Leben in ihrer Gemeinde. Unsere Aufmerksamkeit richtet sich auf zwei Engel hoch über dem Altar. Ihre Flügel zeigen jeweils nach oben und nach unten. Ein ungewohnter Anblick. Die doppelte Flügelrichtung soll anzeigen, dass Engel zugleich mit Himmel und Erde verbunden sind. Beim Rausgehen fällt unser Blick auf die Inschrift „Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft.“  - ein Wort aus dem 62. Psalm. Draußen unter dem Pilgerkreuz werden wir von Pastor Schiller mit dem Pilgersegen entlassen.

 Unser Ziel ist die Hugenottenstadt Bad Karlshafen, dafür müssen wir den Winnefelder Forst durchqueren – ein Ausläufer des Solling. Zunächst geht es unterhalb des Jagdschlosses Nienover am Reiherbach entlang. Nahe am Mühlenteich gibt es einen wunderschön angelegten Rastplatz, wo wir frühstücken und eine „geistliche Pause“ anschließen. In den lichten Wäldern um Nienover grasen urig aussehende Rinder mit langen Hörnern. Exmoor-Ponys sollen dort sogar frei herumlaufen. Für uns bleiben sie unsichtbar. Beide sind im „Hutewald-Projekt“ eingesetzt zum Erhalt der artenreichen Eichenbestände. Wir wandern schweigend bergauf. Als man denkt, nun ist es geschafft, sammeln wir uns, dann geht es weiter: Bergauf.

 

Auf einem bequemen Kammweg erreichen wir den Aussichtspunkt „Lug ins Land“. Dort bietet sich ein Panorama wie aus einem Heimatfilm: Weser, Berge, Himmel und Wälder. Bei der Schutzhütte gibt es die Mittagsrast. Anschließend halten wir eine Andacht. Im Mittelpunkt steht der 68. Psalm, den wir gemeinsam beten. Er handelt von Flucht und Verfolgung. Eine Situation, die die Hugenotten nur zu gut kannten.

„Gott, als du herzogst vor deinem Volk,

es begleitetest in der Wüste, da ging eine

Erschütterung durch Himmel und Erde,

Regen kam nieder im Überfluss,

Gott du belebtest dein Volk, das Mangel litt.

Es fand seine Heimat.“

Die Glaubensflüchtlinge im 17. Jahrhundert haben die Worte des Psalms sicher auf sich bezogen. Reformierte Christen – die sogenannten Hugenotten – mussten damals in Frankreich um Leib und Leben fürchten und waren deshalb, meist zu Fuß, auf der Flucht. Insgesamt 38.000 von ihnen kamen nach Deutschland, davon 3.800 auf Einladung des Landgrafen Carl nach Hessen-Kassel. Sie wurden in einigen Dörfern angesiedelt, aber das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum dieser Bevölkerungsgruppe ist bis heute die 1699 gegründete Stadt Bad Karlshafen. Dort erhalten wir im Deutschen Hugenotten-Museum in einem lebendigen Vortrag Informationen und Einblicke in das Leben der „Franzosen“ durch die letzten 300 Jahre.

 Zum Abschluss unseres Aufenthaltes in Bad Karlshafen treffen wir uns noch kurz mit Pastor Köhler in der Stephanuskirche. Er berichtet uns von der Ökumene in der Stadt und entlässt uns mit dem Segen für die Heimfahrt.

 Auch diesmal endet der Pilgertag in unserer Petrikirche. Wir sammeln uns noch einmal zu einer kurzen Andacht und verabschieden uns dann:                                        „Bis zur nächsten Pilgerwanderung!“

Bilder vom Pilgerweg finden Sie hier.